Montag, 23. Januar 2017

Lesen, Schwedisch und dieses eine Buch

Hej,

Ich lese gerne. Sehr gerne. Eigentlich schon immer. Nur irgendwann zwischen 13 und 15 wurde es ziemlich viel weniger. Bis jetzt.
Ich lese wieder. Viel. Zum Glück.
Lesen ist einfach wunderbar. Ganz egal ob am Bahnsteig, auf dem Sofa, im Zug, im Bett oder zwischen den Unterrichtstunden. Lesen kann man immer. Mit Tee in der Hand, ohne, mit Schokolade, mit Orange oder ohne gar nichts. Lesen kann man immer.
Manchmal auf Deutsch, manchmal auf Englisch und gerade auf Schwedisch. Kein Problem für mich. Auch für Genres bin ich offen. Am liebsten jedoch Fantasy, ganz selten auch mal "Real-Life-Stories". Die sind im Normalfall auch oaky.
 Wäre da nicht dieses eine Buch.

Det är något som inte stämmer heißt der Schandfleck und ist irgendwo ganz oben in den Schwedischen Bestsellerlisten. Dabei hat dieses "Buch" mit einem Bestseller so viel zu tun wie ich mit Gwyneth Paltrow.
Als unser Schwedischlehrer mit dem Stapel Bücher damals ins Klassenzimmer trat und mir das dünne, rot/schwarz karierte Buch in die Hände fiel, gab es da diesen Satz, der mich überzeugt hat. Hinten, mitten im Klappentext stand "Das ist ein Roman übers Überleben".
Eine Frau geht in den hohen Norden Schwedens um ihr Buch fertig zu schreiben. Klasse! Outdoor-Action à la Bear Grills!
Dachte ich.
Was habe ich jetzt? Ein Buch über eine weinerliche, penetrante Mittvierzigerin die dir Satz für Satz schlimmer auf den Senkel geht als Jar Jar Binks in Star Wars.
Ich fühle mich betrogen und ausgenutzt.
Und das Schlimmste ist, dass ich es lesen MUSS. Ich habe hier in meinem Zimmer noch andere, ungelesene Bücher, die ich tausend Mal lieber lesen würde als diesen Dünnschiss. Es tut mir Leid, aber diese Hauptperson, ne?
Ich habe gerade extra geschaut, aber es gibt keine Deutsche Übersetzung, ich muss euch da "enttäuschen". Aber ihr könnt mir vertrauen.
Die ersten paar Kapitel gehen darum, wie sie eben im Norden ankommt, aber dann kommt der erste "Flashback". Anfangs wurden immer nur Andeutungen gemacht, aber Stück für Stück wird eben ihre Vergangenheit mit ihrer Familie in Stockholm aufgeklärt. Und es ist so unerträglich klischeehaft, mir kommt die kalte Kotze hoch wenn ich nur daran denke. Und dank dieser Flashbacks hasse ich die Hauptperson so sehr. Wirklich, die Konversationen in den Flashbacks sehen zu 90% so aus. Ehemann: "Ich mag nicht mehr." Sie: "Wieso." Er: "Weiß nicht." Sie: "Hast du 'ne Andere?" Er: "Nein.." Sie: "Wirklich?" Er: "Ja, es gibt niemanden". Sie: "Also wenn du jemanden hast, musst du mir das schon sagen" Er: "Ich habe niemanden." Sie: "Wirklich?" Er: ""Ich mag nicht mehr"

Ich: *seufzt* *weint*
Bitte. Was ist das. Wenn das wenigstens gut geschrieben wäre, aber die Charaktäre haben vielleicht so viel Tiefgang wie das Planschbecken im Freibad.
Ich zitiere: "Ich mag nicht mehr" - Anders, auf jeder fucking Seite in diesem Scheißbuch.

Achja. So macht Lesen Spaß. Dass das Buch auf Schwedisch ist, ist ja nicht einmal das Problem. Auf Schwedisch zu lesen geht echt klar. Falls man ein Wort  noch nicht kennt, versteht man es meistens trotzdem, weil die meisten Wörter dann doch irgendeinem Deutschem gleichen, oder man zieht es sich eben aus dem Kontext. Also sprachlich, kein Problem. Ich wäre mit diesem Buch schon längst fertig, wenn der Inhalt besser wäre.

Ich frage mich gerade übrigens auch, ob ich tatsächlich gerade einen  Blogeintrag über dieses Buch schreibe, aber ja, anscheinend tue ich das wirklich. Da seht ihr mal wie schlimm das ist! Ich leide. Und werfe dem Buch nach gefühlt jedem getippten Satz verächtliche Blicke zu. Möge es in Flammen aufgehen.
Aber davon liest es sich leider nicht. Ich war schon so weit, dass ich nach Zusammenfassungen gegoogled habe. Ich habe keine gefunden, dafür aber Reviews. Die durchweg positiv sind. Sagt mir wieso. Bitte. Vielleicht bin ich ja auch zu jung für das Buch, wer weiß. Ich hoffe aber nicht, dass ich mich in 30 Jahren mit dieser nervtötenden Dame aus dem Buch identifizieren kann.

Ich gehe mir jetzt einen Tee machen und tauche dann wieder zurück in die Welt von nervigen, weinerlichen Mittvierzigern.

Vi ses,
Linnea

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